Rahmenbedingungen für Industriestandort Zürich deutlich verbessern
23. November 2022
Wirtschaftsfreundlichere Politik ist nötig, um Wettbewerbsfähigkeit der Zürcher Industrie zu erhalten
Gefährdete Versorgungssicherheit bei der Energie, deutliche Preisanstiege bei Rohstoffen und Vorprodukten, sich verschlechternde Konjunkturprognosen sowie steigender Fachkräftemangel: Die Zürcher Industrieunternehmen sehen sich derzeit mehrfach herausgefordert.
Am Zürcher Industriemorgen vom 23. November 2022 besuchten Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Politik führende Industrieunternehmen im Raum Winterthur, nämlich Kistler Instrumente AG, Burckhardt Compression und Stadler Winterthur AG. Anschliessend informierten Martin Hirzel (Präsident Swissmem), Peter Spuhler (Verwaltungsratspräsident Stadler) und Peter Grünenfelder (Direktor Avenir Suisse und FDP-Regierungsratskandidat) auf dem Werkgelände von Stadler Winterthur die Medien über die Herausforderungen des Industriestandorts Zürich.
Der Kanton Zürich verfügt über starke Industrieunternehmen. Die heutigen politischen Rahmenbedingungen von Bund und Kantonen tragen aber wenig zur Stärkung des Werkplatzes bei. Vielmehr erschweren sie eine erfolgreiche Geschäftstätigkeit. Und das hat Folgen: Im Kanton Zürich sind über 86’000 Beschäftigte in der Industrie tätig (8,2% der Zürcher Arbeitskräfte). Besonders stark sind die Zürcher Industrieunternehmen im Maschinen- und Elektronikbereich aktiv. Gesamthaft erwirtschaftet die Zürcher Industrie eine jährliche Wertschöpfung von gegen 15 Milliarden Franken. Sie trägt also wesentlich zu Wohlstand und Wertschöpfung im Kanton bei. Ein Beitrag, der zunehmend unter Druck gerät, wenn die staatlichen Rahmenbedingungen nicht zügig optimiert werden.
Ein Entscheidungsstau herrscht in «Bundesbern» bei der Sicherung des Marktzugangs zu den wichtigsten Absatzmärkten. Die zukünftige Ausgestaltung der bilateralen Beziehungen mit der EU ist weiterhin unklar und der Abschluss neuer Freihandelsabkommen verzögert sich seit Jahren.
Sorge bereiten auf kantonaler Ebene die hohen Steuertarife, die langwierigen Bewilligungsverfahren bei Bauprojekten, eine spürbar zunehmende Wirtschaftsfeindlichkeit und die zunehmenden Versuche, die Sozialpartnerschaft einzuschränken. Weniger als 4% der Beschäftigten in der MEM-Industrie sind heute gewerkschaftlich organisiert. Dennoch wird mit Unterstützung der kantonalen Behörden die Einflussnahme der Gewerkschaften immer mehr ausgebaut. «Hier muss die Zürcher Regierungspolitik endlich Gegensteuer geben und sich deutlicher als bisher für den liberalen Arbeitsmarkt einsetzen», führt Peter Grünenfelder aus.
Die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt wird zusätzlich durch das anhaltend hohe Stellenwachstum im öffentlichen Sektor verschärft. «Echte Wertschöpfung findet in der Industrie statt. Das erhöht auch die Steuereinnahmen des Kantons. Das Stellenwachstum im öffentlichen Sektor verschlingt hingegen Steuereinnahmen und verschärft zudem den Fachkräftemangel. Deshalb muss dieses Stellenwachstum gestoppt werden», fordert Swissmem-Präsident Martin Hirzel.
Auch die geopolitische Lage hat Auswirkungen auf die Zürcher Industrie. «Der toxische Mix aus Inflation, Zins- und Währungsverwerfungen und Lieferkettenproblemen ist eine grosse Herausforderung für Schweizer Industrieunternehmen – insbesondere in der Exportindustrie», macht Peter Spuhler deutlich. Viele davon seien Faktoren aus dem Ausland – aber einige könne man auch in der Schweiz lösen, wie beispielsweise der Fachkräftemangel. Darüber hinaus sagt Peter Spuhler, er freue sich, wenn sich wirtschaftsfreundliche Exponenten wie Peter Grünenfelder für die Anliegen der Unternehmen einsetzen und sich für den Zürcher Regierungsrat zur Verfügung stellen.
Die drei Referenten führen aus, dass ein Ruck durch die Zürcher Politik gehen muss, um die Vorzüge des Zürcher Industriestandortes zu erhalten. Der schleichenden Erosion der kantonalen Standortqualitäten muss konsequent mit einer neuen, marktnäheren Regierungspolitik begegnet werden.